Glossar
Allgemeine Anlagebegriffe
- Aktives Investieren (Stock Picking)
Aktive Auswahl einzelner Aktien oder Fonds, um den Markt zu schlagen. - Asset Allocation
Aufteilung eines Portfolios auf unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe. - Diversifikation
Streuung des Risikos durch breite Verteilung auf verschiedene Aktien, Länder und Anlageklassen. - ETF (Exchange Traded Fund)
Ein börsengehandelter Fonds, der einen Index (z.B. MSCI World) passiv nachbildet. - Index
Eine Kennzahl, die die Entwicklung eines Marktes (z.B. DAX, S&P 500, MSCI World) abbildet. - Passives Investieren
Anlagestrategie, bei der Anleger einen Index nachbilden, statt einzelne Aktien auszuwählen. - Rebalancing
Regelmäßige Wiederherstellung der ursprünglich gewählten Portfolioaufteilung.
Kennzahlen und Renditebegriffe
- Cost-Average-Effekt
Durch regelmäßige Anlagen (z.B. Sparpläne) entsteht langfristig ein günstiger Durchschnittspreis. - Dividendenrendite
Prozentuales Verhältnis der jährlichen Dividende zum aktuellen Aktienkurs. Wichtig für Einkommensinvestoren. - Eigenkapitalquote
Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital eines Unternehmens. Ein Maß für die finanzielle Stabilität. - KCV (Kurs-Cashflow-Verhältnis)
Bewertungskennzahl, die den Aktienkurs ins Verhältnis zum operativen Cashflow setzt. Gilt als schwerer manipulierbar als der Gewinn. - KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
Kennzahl zur Bewertung von Aktien. KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie - KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)
Setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zum Buchwert des Unternehmens. Gilt eine Aktie als „günstig“, wenn der Wert unter 1 liegt. - Rendite
Prozentualer Ertrag einer Anlage, meist jährlich angegeben. - Sharpe Ratio
Kennzahl, die die risikoadjustierte Rendite misst (Rendite pro Einheit Risiko). - Volatilität (σ)
Statistische Kennzahl für Schwankungen (Risiko) einer Geldanlage.
Fondsarten und Anlageklassen
- Anleihen (Bonds)
Schuldverschreibungen, bei denen Anleger dem Emittenten (z.B. Staaten, Unternehmen) Geld leihen und dafür Zinsen erhalten. - Ausschüttender ETF
Ein ETF, der Dividenden regelmäßig an Anleger auszahlt. - ESG (Environmental, Social, Governance)
Nachhaltigkeitskriterien für Geldanlagen, die Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsthemen berücksichtigen. - Kryptowährungen
Digitale Währungen (z.B. Bitcoin), die auf kryptografischen Technologien wie der Blockchain basieren. - MSCI Emerging Markets
Ein Index, der Aktien aus Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien enthält. - MSCI World Index
Ein Index, der Aktien großer und mittlerer Unternehmen aus 23 Industrieländern umfasst (~1.500 Titel). - Rohstoffe (Commodities)
Physische Güter wie Gold, Öl oder Agrarprodukte, die an Börsen gehandelt werden. - Thesaurierender ETF
Ein ETF, der Dividenden automatisch reinvestiert (keine Ausschüttungen).
Kosten & Gebühren
- Ausgabeaufschlag
Gebühr, die beim Kauf bestimmter Fonds (meist aktiv verwaltet) fällig wird. - TER (Total Expense Ratio)
Jährliche Gesamtkostenquote eines Fonds oder ETFs (Verwaltungs- und Managementkosten). - Tracking Error
Abweichung der Performance eines ETFs von seinem zugrunde liegenden Index.
Risikomaße und Risikomanagement
- Alpha (α)
Maß für die Mehrrendite einer Anlage im Vergleich zum Marktindex (positiv ist gut, negativ schlecht). - Beta (β)
Kennzahl, die angibt, wie stark eine Aktie im Vergleich zum Markt schwankt: β > 1 = höhere Schwankung als Markt; β < 1 = niedrigere Schwankung. - Maximum Drawdown
Größter jemals aufgetretener Wertverlust eines Portfolios während eines definierten Zeitraums. - Value at Risk (VaR)
Risikokennzahl, die den maximalen Verlust innerhalb eines Zeitraums mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit angibt.
Strategien und Konzepte
- Buy-and-Hold
Langfristige Strategie: Wertpapiere kaufen und langfristig halten, statt häufig zu handeln. - Core-Satellite-Strategie
Ein Ansatz, bei dem der Kern (Core) eines Portfolios passiv investiert wird (z.B. ETFs), ergänzt um einzelne aktiv verwaltete Positionen (Satelliten). - Markteffizienzhypothese (Efficient Market Hypothesis, EMH)
Theorie, wonach Marktpreise immer alle verfügbaren Informationen enthalten; folglich ist systematisches „Marktschlagen“ langfristig nicht möglich. - Random Walk Theorie
Börsenkurse verlaufen zufällig und sind nicht systematisch vorhersagbar.
Handels- & Orderarten
- Limit Order
Kauf- oder Verkaufsauftrag, der nur zu einem festgelegten Limitpreis (oder besser) ausgeführt wird. - Market Order
Kauf- oder Verkaufsauftrag, der sofort zum bestmöglichen, aktuellen Marktpreis ausgeführt wird. - Stop-Loss Order
Eine Verkaufsorder, die automatisch zu einer Market Order wird, sobald der Kurs einen festgelegten Schwellenwert erreicht oder unterschreitet, um Verluste zu begrenzen.
Makroökonomie & Wirtschaft
- BIP (Bruttoinlandsprodukt)
Der Gesamtwert aller in einem Land produzierten Waren und Dienstleistungen in einem bestimmten Zeitraum; ein Maß für die Wirtschaftskraft. - Inflation
Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, der zu einem Kaufkraftverlust des Geldes führt. Die „unsichtbare Steuer“ für Sparer. - Leitzins
Der von einer Zentralbank festgelegte Zinssatz, der die Geldversorgung und die Kreditkosten in einer Volkswirtschaft steuert.
Regionen & Märkte
- Developed Markets (DM)
Industrienationen wie USA, Europa, Japan. - Emerging Markets (EM)
Schwellenländer, z.B. China, Indien, Südamerika, Osteuropa.
Psychologische Begriffe
- Anker-Effekt
Psychologischer Effekt, bei dem Anleger zu stark an bekannten oder früheren Kursen festhalten. - Confirmation Bias (Bestätigungsfehler)
Die Tendenz, Informationen zu suchen und zu interpretieren, die die eigenen, bereits bestehenden Überzeugungen bestätigen. - FOMO (Fear Of Missing Out)
Die von sozialen Medien befeuerte Angst, eine gewinnbringende Gelegenheit zu verpassen, was oft zu irrationalen Anlageentscheidungen führt. - Herdentrieb
Anleger handeln oft irrational und folgen der Masse. - Verlustaversion (Loss Aversion)
Die psychologische Tendenz, Verluste emotional stärker zu gewichten als gleich hohe Gewinne. Ein Schmerz, der doppelt so stark ist wie die Freude.
Finanz-Extra
- Angsthasenprämie
Überhöhte Renditeforderung aufgrund irrationaler Ängste von Anlegern. -
Börsen-Dickschiff
Ein riesiges, oft etwas träges, aber sehr etabliertes und marktdominierendes Unternehmen (ein „Blue Chip„). Diese Aktien stürzen selten dramatisch ab, starten aber auch keine Kursraketen mehr. Sie sind die Tanker auf dem Ozean der Finanzmärkte. - Crash-Propheten
Finanzgurus, die ständig Crashs vorhersagen (selten richtig, aber beliebt in den Medien). -
Dead Cat Bounce
Eine kurze, trügerische Kurserholung einer Aktie nach einem massiven Absturz. Der Name kommt vom makabren Spruch: „Selbst eine tote Katze springt noch einmal auf, wenn sie aus großer Höhe fällt.“ - Depotleiche
Eine Aktie, die sich jahrelang kaum bewegt und hoffnungslos im Portfolio schlummert. -
Gefallener Engel (Fallen Angel) Eine Aktie oder Anleihe, die einst ein hohes Ansehen (und Rating) hatte, aber aufgrund von Problemen tief gefallen ist. Value-Investoren lieben es, unter diesen gefallenen Engeln nach potenziellen Wiederauferstehungs-Kandidaten zu suchen.
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Ins fallende Messer greifen
Der Versuch, eine Aktie zu kaufen, die sich gerade im freien Fall befindet, in der Hoffnung, den absoluten Tiefpunkt zu erwischen. Führt meistens zu schmerzhaften Verlusten und blutigen Fingern. Eine der Lieblingsdisziplinen von unverbesserlichen Optimisten. -
Permabulle Ein Anleger oder Analyst, der immer und unter allen Umständen optimistisch für den Aktienmarkt ist, egal wie die Datenlage aussieht. Das Gegenteil des Crash-Propheten. Für ihn ist jede Krise nur eine Kaufgelegenheit.
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Saure-Gurken-Zeit
Eine Phase an der Börse mit sehr geringen Umsätzen und kaum Kursbewegung, typischerweise im Sommerloch. Die Kurse dümpeln seitwärts, und den Anlegern ist sterbenslangweilig. -
Witwen-und-Waisen-Papier
Eine extrem konservative, grundsolide Aktie eines etablierten Unternehmens, das verlässlich hohe Dividenden zahlt. Gilt als so sicher, dass man sie sprichwörtlich Witwen und Waisen zur Absicherung ihres Lebensunterhalts ins Depot legen könnte. Gähnend langweilig, aber grundsolide. -
Zittrige Hände (Weak Hands)
Bezeichnet Anleger, die bei den ersten Anzeichen von Kursverlusten oder schlechten Nachrichten sofort panisch verkaufen. Sie sind der Grund, warum die Strategie „Buy-and-Hold“ so einfach klingt, aber so schwer durchzuhalten ist. Das Gegenstück sind die Diamantenhände (Diamond Hands) aus der Krypto- und Meme-Aktien-Welt.