Warum finanzielle Bildung so wichtig ist

„An investment in knowledge pays the best interest.“
Benjamin Franklin
In einer zunehmend komplexen Finanzwelt ist finanzielle Bildung zu einer essenziellen Voraussetzung für ökonomische Selbstbestimmung und soziale Teilhabe geworden. Sie beschreibt die Fähigkeit, fundierte Entscheidungen im Umgang mit Geld, Krediten, Investitionen, Steuern und Versicherungen zu treffen – und diese Entscheidungen kritisch zu reflektieren. Zahlreiche empirische Studien belegen, dass finanzielle Kompetenz nicht nur individuelle Vermögensbildung fördert, sondern auch gesamtwirtschaftlich von erheblicher Bedeutung ist.
Eine der zentralen Herausforderungen ist die wachsende Eigenverantwortung in der Altersvorsorge. In vielen Ländern, darunter auch Österreich, die Schweiz und Deutschland, vollzieht sich ein Paradigmenwechsel vom staatlich dominierten Umlagesystem hin zu kapitalgedeckten, individuellen Vorsorgelösungen. Bürger:innen, die nicht in der Lage sind, Rentenlücken, Steuervorteile oder Produktkosten zu bewerten, laufen Gefahr, suboptimale Entscheidungen zu treffen – mit potenziell lebenslangen Konsequenzen (OECD, 2020).
Gleichzeitig nimmt die Komplexität der Finanzmärkte durch Produkte wie ETFs, Derivate oder steuerlich optimierte Anlagevehikel stetig zu. Ohne grundlegendes Verständnis für Risikoprofile, Zinseszinseffekte und Diversifikation sind Anleger anfällig für Fehlinvestitionen oder systematische Verluste. Der bekannte DALBAR-Report (2024) zeigt etwa, dass private Anleger in den USA im Durchschnitt nur rund 4 % jährliche Rendite erzielen, obwohl die zugrunde liegenden Märkte etwa 8–10 % p.a. liefern – ein Unterschied, der überwiegend auf Verhaltensfehler zurückzuführen ist.
Ein weiteres Argument für die Relevanz finanzieller Bildung liegt in ihrer präventiven Wirkung gegenüber Überschuldung. Studien der AK Wien und des deutschen Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) belegen, dass unzureichende Finanzkompetenz ein zentraler Risikofaktor für Konsumschulden und Dispo-Fallen ist – insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen steigt die Überschuldungsquote überproportional an, wobei mangelnde Budgetplanung und Kreditverständnis zentrale Ursachen sind.
Finanzbildung hat zudem eine gesellschaftlich stabilisierende Funktion. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten trägt sie dazu bei, rationale Entscheidungen zu treffen, kurzfristige Panikverkäufe zu vermeiden und langfristige Strategien beizubehalten. Dies stabilisiert nicht nur das individuelle Vermögen, sondern reduziert auch gesamtwirtschaftliche Volatilität.
Trotz dieser Evidenz ist finanzielle Bildung bislang nicht flächendeckend im Bildungssystem verankert. Die OECD bemängelt regelmäßig, dass die Schüler zwar Funktionen des Sinus beherrschen, aber keine Kreditzinsen berechnen können (OECD PISA, 2018). Die Einführung verpflichtender Finanzbildung als Schulfach wird daher von zahlreichen Fachorganisationen gefordert – auch im Sinne der Chancengerechtigkeit.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass finanzielle Bildung nicht nur die Basis für individuelle Vermögensbildung und Altersvorsorge bildet, sondern auch demokratische Teilhabe, ökonomische Resilienz und gesellschaftliche Stabilität fördert. Sie gehört im 21. Jahrhundert zur Allgemeinbildung und ist aus bildungs- wie wirtschaftspolitischer Perspektive unerlässlich.
Falls du jetzt auf den Geschmack gekommen bist: das neue easyPortfolio Buch widmet sich genau diesem Thema. Schau mal rein!
Weitere Bücher findest du hier!